Aimie-Sarah Carstensen
vor 17 Tagen
Homeoffice muss man sich erarbeiten
Homeoffice, Hybrid oder vollständige Präsenz? Mit meinem Team mit zeitweise mehr als 100 Mitarbeitenden habe ich in den letzten Jahren verschiedene Arbeitsmodelle getestet. Dabei wurde mir klar: Flexibilität kann keine Selbstverständlichkeit sein, sondern nur etwas, das man sich durch Leistung und individuellen Beitrag zum Unternehmenserfolg erarbeiten kann.
Je besser die Leistung und natürlich auch je nach individuellen Lebensumständen, desto größer kann die gewährte Flexibilität sein. Das mag für manche hart klingen, doch für mich ist es eine Frage der Fairness. Fairness bedeutet für mich nicht eine universelle Gleichbehandlung, sondern das Austarieren individueller Bedürfnisse und gemeinsamer Ziele.
Leistung + Lebensumstände = Flexibilität
Es geht dabei weder um Kontrolle noch um Misstrauen, sondern darum, ein leistungsbasiertes System zu schaffen, das den individuellen Beiträgen zum Unternehmenserfolg Rechnung trägt und für alle nachvollziehbar bleibt. Flexibilität ist für mich etwas, das man sich durch Ergebnisse und Engagement verdient.
Stell Dir vor: Eine Person arbeitet nahezu vollständig von zu Hause, während eine andere täglich im Büro präsent ist. Ohne klare Kommunikation darüber, warum das so ist, entsteht schnell ein Gefühl, dass das nicht fair ist, oder? Deshalb legen wir in unserem Team Wert auf klare Kommunikation, Strukturen und transparente Regeln, die nicht nur die Leistung, sondern auch die individuellen Lebensumstände berücksichtigen. So schaffen wir ein gemeinsames Verständnis, das Fairness und gleiche Ansprüche bei angepasster Flexibilität miteinander vereint.
Erfolg kennt keine Universalregel
In der Diskussion um Homeoffice und Flexibilität werfen mir oder anderen Unternehmen mit diesem Vorgehen viele mangelndes Vertrauen vor. Das sehe ich anders. Vertrauen ist die Basis jeder Zusammenarbeit und indiskutabel – unabhängig vom Arbeitsort. Flexibilität hingegen muss im Einklang mit den Zielen des Unternehmens stehen.
Es gibt Unternehmen, die vollständig remote arbeiten, und solche, die auf 100 Prozent Präsenz setzen. Beide Modelle können funktionieren, wenn sie zur Kultur und den Anforderungen passen. Was ich gelernt habe: Erfolg kennt keine Universalregel.
Flexibilität ist ein Deal – kein Versprechen
Letztendlich geht es darum, eine Arbeitskultur zu fördern, in der Vertrauen, Leistung und individuelle Bedürfnisse Hand in Hand gehen. Maximale Flexibilität einzufordern, ohne einen eigenen Beitrag zu leisten, halte ich für schwierig. Wer viel beiträgt, sollte jedoch die Möglichkeit haben, seinen Arbeitsalltag flexibler zu gestalten. So schaffen wir nicht nur ein leistungsorientiertes, sondern auch ein menschliches und nachhaltiges Arbeitsumfeld.
Zur Person
Aimie-Sarah Carstensen (35) ist Unternehmerin, Gründerin und CEO des Berliner Startups ArtNight.