STRIVE-Redaktion

23. September 2024

12 Min. Lesedauer

Neuer Job – wieder unzufrieden? Expertin erklärt, wie Du das verhinderst

Sieben von zehn Menschen denken mindestens einmal im Monat an einen Jobwechsel. Viele wagen den Schritt irgendwann auch – und sind kurz darauf wieder unglücklich. Warum auf viele Wechsel alter Frust folgt und welche Fragen Du Dir vor einer Kündigung stellen solltest, erklärt Personalberaterin Stephanie Schorp.
Neuer Job – wieder unzufrieden? Expertin erklärt, wie Du das verhinderst
"Viele sehen sich den zukünftigen Job viel zu wenig an und beschäftigen sich zu oberflächlich mit dem, was gefordert ist", sagt Stephanie Schorp | Foto: PR

STRIVE: 73 Prozent der Deutschen denken aktuellen Zahlen zufolge jeden Monat daran, ihren Job zu wechseln. Das sind 64 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Warum liebäugeln immer mehr Menschen mit der Kündigung?

 

Stephanie Schorp: Viele Menschen stecken derzeit offensichtlich in einer Sinnfindung, vielleicht sogar einer Sinnkrise. Nach der Pandemie, den weltweiten Krisen und der technologischen Transformation scheinen sich einige Menschen auf ihr individuelles Glück zu besinnen. Dazu gehört für viele auch ihre berufliche Identität. 

 

Generell sind wir in unseren hochentwickelten Wohlstandsländern in Maslows Bedürfnispyramide weit oben und daher doch sehr mit unserer Selbstverwirklichung beschäftigt. Die Selbstverwirklichung auch im Job ist da ein drängendes Thema.

 

Aber auch die immer stärker werdende Selbstoptimierung – also aus allen immer mehr rausholen zu wollen – führt zu dem Wunsch, den Job zu wechseln. Ein weiterer Grund ist vermutlich auch, dass in Zeiten des Fachkräftemangels die Aussicht auf ein höheres Gehalt, flexiblere Arbeitszeiten und ein schnellerer Karriereaufstieg Antreiber sind. 

 

Diesen Antreibern folgen viele, wechseln und sind trotzdem ein halbes Jahr später wieder unzufrieden. Woran liegt das? 

  

Meiner Meinung nach liegt das vor allem daran, dass sie sich selber zu wenig kennen. Das heißt, sie wissen zu wenig, was sie wirklich wollen, was sie antreibt und motiviert, in welchem Umfeld sie den meisten Impact haben, welche Werte für sie wichtig sind. Aber auch ihre Kernkompetenzen kennen diese Menschen meist nicht gut genug. 

 

Zudem sehen sich viele den zukünftigen Job viel zu wenig an und beschäftigen sich zu oberflächlich mit dem, was wirklich gefordert ist. Und nicht zu vergessen: Wir sind alle verführbar. Wir hören zu gerne, wenn jemand uns sagt, dass wir genau die oder der Richtige sind für einen Job oder dass man uns eine bestimmte Aufgabe anvertraut und anderen eben nicht. Je verführbarer man ist, umso weniger sieht man hin und prüft ungenau. 

  

Dabei kann man ja auch im aktuellen Job oft viele Dinge verändern und verbessern. 

 

Das stimmt. Zunächst geht es um eine differenzierte Analyse: Was macht mich unzufrieden? Ist es wirklich der Job – und wie lange bin ich schon unzufrieden? Ist es eine Laune, eine Phase oder habe ich den Eindruck, ich trete auf der Stelle, keiner fördert mich, die Aufgaben sind inhaltlich nicht spannend, die Kultur und die Werte nicht zu meinen passend? 

 

Was ist ein untrügerisches Zeichen dafür, dass es Zeit für einen Wechsel ist?

 

Wenn man mehr Ohnmacht als Eigenmacht spürt und wenig selbst an der Situation ändern kann, sollte man sich dringend ein neues Umfeld suchen. Aber man sollte immer bedenken: Man nimmt sich selber immer mit. Daher ist es zunächst wichtig, an sich und den eigenen Themen zu arbeiten, bevor man das Umfeld ändert.  

 

Damit ich meine Entscheidung möglichst nicht bereue: Welche Fragen sollte sich jede:r vor einer Kündigung stellen? 

 

Was macht mich unzufrieden? Was soll oder muss sich grundlegend ändern? Was soll sich nicht ändern? Was für ein Umfeld oder Setup brauche ich, um den Impact zu haben, den ich mir wünsche, meine Talente zu leben und erfolgreich zu sein? Und natürlich: Was ist neben meiner Arbeit noch wichtig im Leben für mich?

 

 

| Foto: Nell Killius

  

Zur Person 

Stephanie Schorp ist Psychologin, Personalberaterin und eine der renommiertesten Headhunterinnen Deutschlands. Sie begleitet Manager:innen seit mehr als 20 Jahren in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und hilft, die richtigen Menschen für die richtigen Positionen zu finden.

 

Gemeinsam mit ihrer Coach-Kollegin und Inhaberin des Beratungsunternehmens “Magnolia Tree”, Sabine Gromer, hat sie das Buch „Ready for Success geschrieben. Darin bündeln die Leadership-Expertinnen ihre langjährige Erfahrung und bieten Strategien und Tipps für alle, die einen Karrierewechsel anstreben. Gerade im Campus-Verlag erschienen.

 

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