Gitta Blatt

15. Juli 2021

6 Min. Lesedauer

Cultural Fingerprinting - was es ausmacht und wie es entsteht

In unseren COVID Zeiten der permanenten Veränderungen, ist das Thema Unternehmenskultur allgegenwärtig. New Work, Remote Work, New Leadership, Remote Teams: Kultur scheint für den Erfolg geradezu ein Zauberstab zu sein. Auch in der Liäson von Konzernen zu Start Ups, stellt sich oft die Frage, was die Gemeinsamkeiten und was die gewünschten Unterschiede sind. Auch hier bekommt die Bedeutung des „Cultural Fingerprint“ eine neue Bugwelle der Aufmerksamkeit. Dabei gibt es oft genauso viele Missverständnisse, wie Lösungen.

Was sagen sie: Braucht gute Kultur ein cooles Loft? Reicht es, Work-life Balance in der Stellenbeschreibung zu erwähnen? Ist es relevant, Yoga Stunden anzubieten? Sie haben recht, hätte ich auch gerne, aber die Antwort ist nein. Die Dachterrasse wird uns beim erfolgreichen Cultural Fingerprint schwer helfen können. Was also macht einen Arbeitgeber einmalig, wann ist Kultur erfolgreich, so dass wir zum Magnet der Aufmerksamkeit werden? Genau, das Team macht’s. Wann ist ein Team mehr als einen Haufen Expert:innen und was macht mehrere Teams zu einem erfolgreichen Unternehmen?

Cultural Fingerprinting - was es ausmacht und wie es entsteht
Cultural Fingerprinting - was es ausmacht und wie es entsteht

Es ist die Art und Weise, wie wir interagieren. Die richtigen Expert:innen ohne den Fokus auf die richtige Interaktion zu managen, wird nicht ausreichen für relevanten Erfolg.

Im Wesentlichen geht es im Begriff Kultur also um unsere Beziehung untereinander, also wie wir zusammenarbeiten. Wie wir Erfolg gestalten. Mit ein wenig Empathie, merken wir schnell, ob ein Team funktioniert oder nicht. Wir merken, ob die Atmosphäre angespannt ist oder nicht und oft geht es unter Spannung um den Status Einzelner. Oder um ihre Positionierung innerhalb des Teams. Zur Absicherung von Unsicherheiten und Ängsten folgt dann unter Spannung eine ganze Kette an Genehmigungsprozessen. Es herrscht kein Vertrauen. Die Konzentration liegt also auf den falschen Themen. Wir kommen dann schnell in eine Situation, in der vorwiegend Zeit damit verbracht wird, wessen Regeln Gültigkeit besitzen und wessen Entscheidungen zur Debatte stehen dürfen. Das ist das beste Rezept für eine zeitfressende Katastrophe.

 

Mein Take away: Investieren Sie als Führungskraft Zeit in eine erfolgreiche Interaktion, verbringen Sie die meiste Zeit mit Austausch zur Lösung, statt der Definition von Regeln und Verboten.

 

Vertrauen entsteht, wenn Schwächen ok sind. Es gibt kein Team ohne Schwächen. Es muss nur erlaubt sein, sie zu thematisieren und ungefährdet daran zu Arbeiten. Um erfolgreich zu Probieren statt nur zu analysieren, braucht es ein in Gefühl der Sicherheit und Zugehörigkeit. In Mitarbeiterumfragen, in der ein „Kulturstatus“ und „Engagement“ erfasst werden soll, liegt auf diesen beiden Punkten daher oft ein besonders großer Schwerpunkt. Eine ganze Industrie analysiert die Kennziffern, die es vermeintlich braucht, um eine gesunde Kultur zu attestieren. Das Zugehörigkeitsgefühl ist als Grundlage für eine starke Gruppenkultur ist enorm. Sicherheit heißt nicht Kuschelkurs oder Feelgood Management, sondern Verbundenheit. Verbundenheit fördert die Teamkultur und das fördert die individuelle Leistung.

 

Mein Take away: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Team sich wohlfühlt. Die Teammitglieder wissen, dass sie nicht perfekt sind. Trotzdem können sie sehr erfolgreich werden. Und: Ein High-Perfomance Team wird untereinander dafür sorgen, dass Offenheit und Toleranz nicht ausgenutzt wird.

 

Wohlfühlen beginnt mit einfachen Übungen wie zuhören und dem eigenen Eingeständnis von Schwächen. Das Teilen Ihrer Schwachstellen ist unerlässlich, wenn Sie erreichen möchten, dass Ihr Team auf höchstem Niveau arbeitet. Wie bei jedem Sport auf hohem Niveau, braucht das etwas Zeit. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken, wie Sie mit anderen interagieren. Es braucht selten das Übertreiben des eigenen Know-how’s, um Kompetenz zu zeigen. Manchmal hilft schon die Rückfrage im Team: was würden Sie tun? Also Rückfragen zu verschiedenen Optionen nicht mit sich allein auszumachen, sondern um Unterstützung zu bitten. In vielen Studien ist nachgewiesen, dass Teamdynamiken sich bei der Bitte um Hilfe entscheidend verändern. Kompetitives Verhalten, sich gegenseitig zu beeindrucken, sollte ersetzt werden durch den Wunsch, sich zu helfen. Um dann als Team zu gewinnen. Dann klappt es häufiger mit der Medaille. Mit Kompetenz zu blenden beruhigt andere nicht, ihnen das Gefühl zu geben, dass Sie ihre Stärken kennen, schon.

 

Mein Take away: Bitten Sie um Hilfe. Suchen Sie nach der gemeinsamen Lösung, nicht nach ihrer eigenen.

 

Gemeinsame Lösungen können nur entstehen, wenn das gemeinsame Ziel klar ist. Die Schaffung eines gemeinsamen Ziels ist das Geheimnis jeder Erfolgskultur. Das gemeinsame Ziel führt zu einem gemeinsamen Sinn. Der gemeinsame Sinn führt zu Leistung. Und hier kommen die Werte – heute der Purpose – zum Zuge. Überzeugungen und Werte zu einer Identität lassen Entscheidungen erfolgreich werden. Kooperative Kulturen kommen ohne Sinn nicht aus. Ein gemeinsamer Sinn für den Zweck versorgt uns mit gemeinsamen Ideen. Weil ein gemeinsamer Sinn so wichtig für das Team und die Leistung ist, wird so oft eine Umgebung mit hohem Zweck geschaffen. Der Zweck wird mit Bildern und Geschichten – heute Storyboards – erklärt. Das macht Storytelling, gibt Orientierung und es motiviert, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Es ist nicht so einfach, so ein Leitbild zu erstellen. Findings anderer oder Erfolgsrezepte fremder zu verteilen – egal ob im Intranet oder auf Kaffeetassen – hilft nicht. Es braucht Zeit und eben gerade den Weg zur gemeinsamen Lösung. Das beinhaltet Misserfolge und das Lernen aus Fehlern.

 

Mein Take away: Erarbeiten Sie das Ziel und fassen Sie es in Bilder. Sorgen Sie für Klarheit und Prioritäten. Das braucht Zeit und Wiederholung. Wiederholung. Und Wiederholung.

 

Gegenseitige Wertschätzung, Offenheit, Respekt mit dem Können andere erfolgreich zu machen, werden Erfolg und Nachhaltigen Wachstum bringen können. Die richtige Kultur kann also tatsächlich ein Zauberstab sein. Schön, dass es nur zusammen funktioniert.

 

Take away: Für gute Kultur „Fuck Politics“. Schauen Sie sich die Führungskräfte Ihrerer Führungskräfte an. Machen Sie andere erfolgreich oder wollen sie ausschließlich selbst erfolgreich sein? Wie gehen sie miteinander um, wie werden Entscheidungen getroffen und wie entstehen Leitbilder.

 

Über die Autorin:

Gitta Blatt, Gründerin von Gitta Blatt HR-Strategy GmbH, unterstützt Unternehmen bei der Personalstrategie und HR-Projekten. Vor dem Schritt zur Selbstständigkeit war Gitta Blatt Managing Director Human Resources des Dentsu-Aegis-Networks in Deutschland. Sie verantwortet hierzulande alle Themen rund um Personal und Organisation für das Network. Blatt arbeitete zuvor bei Sky Deutschland, wo sie als Executive Vice President HR und Organi­sation die internationale Digitalisierung sowie den damit verbundenen Kulturwandel des Medienkonzerns vorangetrieben hat. Durch ihre jahrelange, mit Preisen ausgezeichnete, Arbeit in Human Resources ist Gitta Blatt eine spannende Stimme zu Themen wie Leadership.

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