Karin Lausch

vor 11 Tagen

7 Min. Lesedauer

So machst Du Schluss mit der Verunsicherung!

Jeden Tag bekommen Frauen übergriffige Fragen und ungefragte Ratschläge zu hören. Leider können sie massiv verunsichern und Frauen davon abhalten, zu tun, wovon sie gerade noch überzeugt waren. Karin Lausch, Geschäftsführerin der coeffect GmbH, findet: Das muss aufhören! Wie wir uns nicht mehr verunsichern lassen, beschreibt sie in diesem Artikel.

So machst Du Schluss mit der Verunsicherung!
So machst Du Schluss mit der Verunsicherung!

„Willst du damit nicht noch warten, bis deine Kinder größer sind?“ Das ist nur eine dieser übergriffigen Fragen, denen sich vor allem Frauen im Alltag stellen müssen. Doch auch andere Fragen, implizite (gesellschaftliche) Erwartungen oder provozierende Statements, sind uns Frauen täglich sicher. Meine Top 5 der schlimmsten:

 

  • „Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?“
  • „Bist du dir sicher, dass du das kannst?“
  • „Das würde ich lieber lassen.“
  • „Willst du das nicht jemandem überlassen, der sich damit auskennt?“
  • „Du hast doch gar nicht genug Erfahrung, um das zu machen.“

 

Es ist kein Geheimnis und über die Jahre auch durch zahlreiche Studien bewiesen, dass wir Frauen nun mal mehr an uns zweifeln als Männer. Außerdem sprechen wir eher über den Zweifel und sind empfänglicher dafür. Es ist deshalb vielleicht auch nicht verwunderlich, dass wir so oft übergriffige Fragen und Kritik zu hören bekommen.

 

Besorgniserregend aber ist, dass sie meist eine Lawine von Zweifeln in uns auslösen. Das geht so weit, dass wir unsere Ideen verwerfen, auf irgendwas warten oder anderen den Vortritt lassen. Wir verschenken unser Potenzial und verzichten auf unsere Träume, nur weil irgendwer nicht glaubt, dass das funktionieren kann.

"Je weniger wir uns an der Anerkennung von außen orientieren, desto unabhängiger sind wir. Überlege dir immer: Wieviel Macht möchtest du anderen über dich geben?"

 

Als ich einer Bekannten erzählte, dass ich ein Buch schreiben möchte, sagte sie: „Ein Buch ist aber ganz schön übertrieben.“ Und schon begann er, der Verunsicherungsprozess. Aber in solchen Momenten habe ich gelernt mir zu sagen: Jetzt erst recht! Diese Prinzipien helfen mir, der ungebetenen Verunsicherung zu entkommen:

 

1. Mach es für Dich selbst, nicht für andere

Meine Idee muss vor allem erstmal mir gefallen. Es macht einen großen Unterschied, ob wir etwas für uns selbst oder für andere tun. Arbeiten wir für die Gunst anderer, oder wollen wir uns selbst treu bleiben? Verfolgen wir eine Idee, um anderen zu gefallen oder um es uns selbst zu ermöglichen, unsere Ziele zu erreichen? Je weniger wir uns an der Anerkennung von außen orientieren, desto unabhängiger sind wir. Überlege dir immer: Wieviel Macht möchtest du anderen über dich geben?

 

2. Nimm es als eine Meinung von vielen

Meinungen gibt es viele und die dürfen unterschiedlich sein. Außerdem: Vielleicht würden unsere Kritiker:innen ihre Meinung ändern, wenn wir unsere Ideen realisieren? Aber das erfahren wir nicht, wenn wir uns sofort von allem abringen lassen, woran wir glauben.

 

 3. Frag Dich, wer das Problem hat

Kritische Kommentare sind nicht unbedingt unser Verdienst. Sie erreichen uns nicht deshalb, weil wir tatsächlich nicht gut genug sind, oder wirklich lieber auf irgendwas warten sollten. Sie erreichen uns oft deshalb, weil unser Gegenüber bewusst oder unbewusst kein Interesse daran hat, dass wir wachsen. Vielleicht macht ihnen der Gedanke Angst. Vielleicht bringen wir ihnen mehr, da wo wir gerade sind. Vielleicht profitieren sie davon, dass wir so bleiben und uns weiter unseren Aufgaben widmen. Vielleicht ist es auch nur ihre Angst, die spricht, weil sie sich sowas niemals trauen würden? Die übergriffige Kritik ist deshalb erstmal nur eine Selbstkundgabe und hat noch nichts mit uns zu tun.

 

4. Finde heraus, was gemeint ist

Ungefragte Kritik und übergriffige Kommentare lassen uns oft geschockt und sprachlos zurück. Doch es hilft uns nicht weiter, wenn wir der Sache nicht auf den Grund gehen, denn dann bleibt uns nur der Zweifel. Viel besser: Frage nach, was die Aussage bedeuten soll. Fragen wie: „Wie meinst du das genau?“ oder: „Was bringt dich dazu, das zu sagen?“ wirken Wunder. Denn sie helfen uns, sofort herauszufinden, ob ein fundiertes Feedback aus der Kritik zu ziehen ist. Wenn das der Fall ist, macht es durchaus Sinn, ins Gespräch zu gehen. Denn gut gemeintes und sinnvolles Feedback brauchen wir alle, auch wenn es kritisch ist. Es kann uns helfen, zu wachsen. Doch wenn auf diese Fragen nichts mehr kommt, dann können wir das zum Anlass nehmen, um mit der anderen Person über ihre Motive und unsere Beziehung sprechen.

 

5. Sprich über Deine Bedürfnisse

Wenn Du auf Dauer keine Lust auf übergriffige Fragen und blutleere Kritik hast, dann mache das deutlich und zeige auf, was du dir in Zukunft wünschen würdest. Eine Beziehung besteht immer aus zwei Menschen, das heißt 50 Prozent der Spielregeln legst Du fest. Nutze das, damit die Beziehung daran wachsen kann, statt nur an dir zu zweifeln oder den Ärger runterzuschlucken.

 

Ich habe in meinem Leben auf nichts mehr gewartet, seitdem ich mich an diese Punkte halte. Denn sie haben mir viel mehr Selbstsicherheit gegeben. Und ich habe sehr viel gelernt. Über mich, andere und die Beziehung dazwischen.

 

 

Über die Autorin: Karin Lausch ist Co-Founder und Geschäftsführerin von coeffect – the future leadership company, einem Unternehmen, dass aus Führungsindividuen wirksame Leadership-Teams macht. Im Oktober 2023 erschien ihr Buch „Trust Me – Warum Vertrauen die Zukunft der Arbeit ist“ beim Haufe-Verlag und wurde bereits kurze Zeit später auf der SPIEGEL- und Manager Magazin-Bestsellerliste der Wirtschaftsbücher platziert.

 

 

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