Michael Trautmann

vor 4 Tagen

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Meine 5 größten Fuck-Ups in diesem Jahrtausend

Michael Trautmann ist einer der bekanntesten Werber Deutschlands. Nach seinen Agenturgründungen kempertrautmann und thjnk ist er mit HYROX aktuell stark im Sportmarketing aktiv. Darüber hinaus hostet er gemeinsam mit Christoph Magnussen den erfolgreichen Podcast "On the Way to New Work". Für STRIVE zählt Trautmann seine 5 größten "Fuckups" bzw. Misserfolge auf.

Der Organisationspsychologe Adam Grant gehört zu den renommiertesten Vertretern seiner Zunft. Für seine zahlreichen Artikel, Studien und Bücher gewinnt er regelmäßige Awards, er wurde im Alter von 28 der jüngste Professor an der Wharton Business School und seine TED Talks erreichen ein Millionenpublikum. Eines seiner Bücher heißt “Originals: How Non-Conformists Move the World”. Zwei seiner Erkenntnisse in diesem Buch haben mir geholfen, dem Zustand “inneren Friedens” näher zu kommen:

Meine 5 größten Fuck-Ups in diesem Jahrtausend
Meine 5 größten Fuck-Ups in diesem Jahrtausend

Heute geht es um den zweiten Punkt: meine größten Misserfolge und was ich daraus gelernt habe.

 

1. Springer & Jacoby International - Ein internationales Agenturnetzwerk aus Deutschland! Echt jetzt?

Mein Einstieg bei der Hamburger Werbeagentur Springer & Jacoby in Hamburg war ein Gamechanger. Ich hatte eine spannende Aufgabe, einen großartigen Kunden und ein berufliches Umfeld, das mich menschlich und fachlich fast jeden Tag jubeln ließ. Im Jahr 2000 erfolgte dann die Gründung von Springer & Jacoby International und der Versuch, aus Deutschland heraus ein Network zu gründen. Aus heutiger Sicht war alleine die Idee schon sehr (vielleicht sogar zu) ambitioniert. Meine Umsetzung, die zur Gründung einiger Tochterfirmen führte, hatte zwei zentrale Schwachstellen: Ich habe mich damals zu wenig darum bemüht, dem Partnerkreis bei S&J die Sinnhaftigkeit dieser Idee zu vermitteln und ich habe mich nicht in ausreichendem Maß um die dafür notwendigen Ressourcen gekümmert (Menschen und Kapital). Als ich realisierte, dass mir der Rückhalt fehlte, wechselte ich den Job und das Unternehmen.

 

Was ich gelernt habe: Komplexe Ideen gelingen nur im Team.

 

2. Meine Partnerschaft mit André Kemper - Wenn 1+1= 1,2 und nicht = 3 ist.

Als André und ich uns 2004 mit kempertrautmann selbständig machten, konnten wir einen sehr guten Start hinlegen. Wir gewannen mit Media Markt gleich unseren ersten großen Pitch und konnten in den ersten 18 Monaten weitere tolle Kunden gewinnen (z.B. Audi, Henkel und Ferrero). Wir wurden “Newcomer Agentur des Jahres” im Jahr 2003 und “Global Newcomer Agency” in 2007. Die Agentur wuchs auf über 200 Mitarbeiter, aber André und ich wuchsen nicht mit. Wir haben es beide nicht geschafft, die herausragenden Stärken des jeweiligen anderen zu feiern, sondern wir haben uns daran abgearbeitet, uns gegenseitig unsere jeweilige Welt zu erklären. Wir einigten uns darauf, die Agentur neu auszurichten, holten neue Partner, benannten uns um, und irgendwann ging André. Er hat es für sich sehr gut gelöst und wir beide haben uns lange verziehen.

 

Was ich gelernt habe: Stärken stärken und Schwächen ausgleichen.

 

3. .hiv - Die weltweit erste Top-Level Domain für einen sozialen Zweck!

Als mich gegen Ende des letzten Jahrzehnts mein Freund Michael Stich fragte, ob ich ihm bei der Erarbeitung einer weltweiten Idee zu Bekämpfung von Aids helfen könne, erntete ich in der Agentur zunächst ein müdes Lächeln. Drei Wochen später legte mir ein junger und sehr begabter Kreativer einen handgeschriebenen Zettel hin. Auf dem stand “.hiv”. “Da ist Ihre weltweite Idee zur Bekämpfung von Aids. Mit Hilfe der Etablierung einer eigenen Top-Level Domain wollte das Team Awareness schaffen und Geld einnehmen. Nach fast fünf Jahren war es soweit, dank einer unglaublichen Teamleistung und dem Vertrauen befreundeter Unternehmerinnen und Unternehmer, die uns Geld gaben, ohne Sicherheiten zu verlangen. Trotz des Titels “weltweite erste TLD für einen sozialen Zweck” haben wir es nicht geschafft, die Idee zu einem großen Erfolg zu machen. Unser Versprechen, 80% der Umsätze zu spenden, erwies sich als nicht tragfähig. Die Domainendung gibt es aber immer noch.

 

Was ich gelernt habe: Jede noch so gute Idee braucht ein nachhaltiges und realistisches Erlösmodell.

 

4. Meine Partnerschaft bei thjnk - Wenn das Einstimmigkeitsprinzip scheitert.

Als es meinen beiden Namens-Partner:innen Karen Heumann (das “h” in thjnk) und Armin Jochum (das “j” in thjnk) gelang, Uli Pallas als Vorstand für Finanzen und Operations zu uns zu holen, hätte ich nicht glücklicher sein können. Die drei kannten sich aus ihrer gemeinsamen Zeit im Vorstand der Hamburger Agenturgruppe Jung von Matt. In der Folge stellte sich heraus, dass die drei sich in den allermeisten Dingen einig waren. Ich stand mit meiner Meinung immer häufiger alleine da. Da wir ein Einstimmigkeitsprinzip hatten, das noch aus der Vorgänger-Agentur kempertrautmann stammte, hatten wir einen Entscheidungsstau und irgendwann schlugen meine drei Partner:innen mir vor, die Agentur alleine weiterführen zu wollen. Aus heutiger Sicht war dieser Vorschlag richtig und die drei haben sich im Anschluss einen Partner gesucht, der besser zu ihnen passt.

 

Was ich gelernt habe: Eine Partnerschaft braucht eine kluge Governance.

Ich schreibe diese Zeilen in tiefer Demut, denn obwohl ich so oft und so deutlich gescheitert bin, ziehe ich dennoch nach meinen ersten 30 Berufsjahren eine positive Bilanz. Dafür danke ich noch einmal Adam Grant und noch mehr all den Menschen, mit denen ich in dieser Zeit arbeiten durfte und/oder die mich dabei liebevoll und kritisch begleitet haben. Das Key Take-Away: “Hinfallen ist auch eine Vorwärtsbewegung”, so hat es mein Freund Oliver Wurm einmal zusammengefasst. Ach ja, ich hatte ja fünf Fuck-Ups versprochen. Nr. 5 findet ihr in der Printausgabe des STRIVE Magazine (03/2021) mit Fränzi Kühne auf dem Cover!

 

Michael Trautmann ist Co-Founder der thjnk AG und HYROX sowie Co-Host des Podcasts “On the Way to New Work”.

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