STRIVE Redaktion

03. November 2021

6 Min. Lesedauer

Warum es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen

Warum es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen

Mein Private-Setup | Bei unserem neuen Format "Mein Private-Setup" erzählen uns beeindruckende Frauen über ihr Berufs- und Privatleben, wie sie Arbeit und Familie vereinbaren, welche Tools ihnen dabei helfen und geben Tipps, für Frauen, die das Abenteuer noch vor sich haben. Diesmal sprechen wir mit Jeannine Halene. Jeannine ist Geschäftsführerin, Gründerin, Moderatorin, Bestsellerautorin und Working-Mom. Nach einem Praktikum beschloss sie, niemals in einer Werbeagentur zu arbeiten – und gründete dann 2011 Ihre eigene. Wie sie von der Primaballerina zur Marketingspezialistin wurde, wer sie unterstützt und welchen Tipp sie jungen Frauen geben möchte, erfahren Sie hier.

Wie würden Sie ihren Job in einem Satz beschreiben, Frau Halene?

Eine Mischung aus Kreativ-Guru, Chef vom Ganzen und Mädchen für alles in einer Full-Service Werbeagentur.

Wie lange sind Sie schon Führungskraft?

Insgesamt komme ich auf 15 Jahre Leadership. Meine Werbeagentur Fan Factory leite ich nun schon seit 10 Jahren. Zuvor war ich als Head of Marketing für ein börsennotiertes Unternehmen in den USA weltweit tätig. Und auch zu Beginn meiner Karriere habe ich relativ schnell Verantwortung übernehmen dürfen.

Sie haben 3 Kinder. In welchem Alter und in welchem Alter haben Sie sie bekommen?

Amira die „Große“ ist fast 5 – ich war also nach Adam Riese 37. Meine 9-Monate jungen Zwillinge Liam & Keno habe ich mit 41 bekommen.

Was haben Sie für ein familiäres Setup?

Ich lebe zusammen mit meinem Verlobten und meinen drei Kindern in Düsseldorf.

Unsere Unternehmen sind im Umkreis von 4 km ansässig. Kurze Wege sind in unserer Konstellation das Wichtigste.

Wie organisieren Sie ihr Berufs- und Privatleben? Wo liegen Unterschiede?

Sowohl mein Partner als auch ich sind Unternehmer:innen und ständig in Aktion. Da verschwimmen die Grenzen von beruflich und privat häufig. Das ist aber auch nicht weiter tragisch, wenn man mit Herzblut dabei ist. Wir lieben beide unseren Job. Aber klar – es ist einfach Viel. Dafür muss man eine gewisse Toleranz und Grundgelassenheit mitbringen. Bei uns ist eben immer Alarm im positiven Sinne.

Wer unterstützt Sie dabei?

Eine ganze Mannschaft. Ohne die Hilfe unserer Alltagshelden wären wir aufgeschmissen. Sowohl Familie als auch Nanny und Haushaltshilfe nehmen mir im Alltag viel ab, damit ich den Kopf frei habe. Meine Assistentin hilft mir dabei den täglichen Wahnsinn zu organisieren.

Wie sieht die Arbeitsteilung bei ihnen zuhause aus?

Mein Mann ist Italiener – er kocht für uns. Und das restliche Chaos bewältigen wir gemeinsam.

Welche Tools helfen Ihnen im Alltag?

Ich bin großer Fan von Microsoft To Do. Hier kann ich meine To Do Liste ganz praktisch teilen. So habe ich zum Beispiel mit meiner Assistentin Elisa (heimlich nenne ich Sie auch meine gute Fee – was zur Folge hatte, dass meine Tochter neulich fragte „Elisa wo sind denn deine Flügel“?) eine Liste in der wir Beide arbeiten können. Bevor ich mich morgens anziehe, schaue ich als Erstes in meinem Terminkalender – online natürlich. Da steht mittlerweile alles drin – sogar die von meinem Berater zwangsverordneten Kurzpausen.

Wie schalten Sie so richtig ab? Beim Sport. Als ehemalige Primaballerina an der Leipziger Staatsoper war Bewegung Teil meines Lebens. Das ist bis heute so geblieben. Allerdings habe ich Ballettstange gegen Yogamatte und Fitnessstudio eingetauscht. Und einen kleinen Tick habe ich auch noch: Ich relaxe in dem ich Schränke aufräume oder Dinge sortiere und dabei Kinderhörbücher höre…

Wie hat das Homeoffice Ihr Setup verändert?

Für mich persönlich hat sich eigentlich gar nicht so viel verändert, denn ich war auch während der Pandemie häufig im Office. Und als Working-Mom gehört flexibles als auch mobiles Arbeiten sowieso zu meinem Alltag. Aber es war schwer die Mitarbeiter digital zu „lesen“. Die menschliche Komponente hat hier einfach gefehlt. Mein Team besteht aus vielen kreativen Köpfen – gerade für Sie hat der persönliche Schlagabtausch in der Küche oder auf dem Gang der Agentur gefehlt… Hinzu kommt, Gold-Ideen entstehen meist im Team. Es ist digital einfach nicht das gleiche.

Was ist in ihrem bisherigen Werdegang anders gelaufen, als Sie geplant hatten?

Definitiv Alles. Vielleicht an dieser Stelle eine Anekdote: Als junges Mädchen machte ich ein Schülerpraktikum bei meinem Onkel. Dieser was Geschäftsführer bei einer der größten deutschen Werbeagenturen. Nach einer Woche wusste ich meinen Eltern zu berichten: „Also in einer Werbeagentur will ich später schon mal nicht arbeiten. Alles total stressig und die sitzen bis nachts im Büro“. Na, Jeannine, das hat ja toll geklappt..

Welchen Tipp würden Sie jungen Frauen vor der Geburt ihres ersten Kindes mitgeben?

Augen zu und durch! Und dann bitte jede Sekunde genießen.

Ach ja, und wichtig: Keine Vergleiche – Ihr Kind ist schon so richtig, wie es ist. Kräht doch später kein Hahn mehr nach, wann es den ersten Schritt gemacht oder das erste Wort formuliert hat.

Was würden Sie retrospektiv anders machen bei der Familienplanung?

Nichts. Ich würde alles wieder genauso machen.

Alle reden von Diversity. Bei Müttern hört diese anscheinend auf. Ich bin Working-Mom, Mompreneur und stolz darauf.

Was war die größte Schwierigkeit bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Alles zu organisieren - Ist nur mal die Oma krank, klappt natürlich das gesamte Kartenspiel zusammen. Da muss man auf Zack und vor allem flexibel sein.

Ein Punkt mit dem ich persönlich stark zu kämpfen hatte, ist eher gesellschaftlich verankert: Von einigen Geschäftspartnern, aber auch aus meinem Freundeskreis kamen so Sätze wie: „Warum bekommst Du Kinder, wenn Du keine Zeit hast, Dich zu kümmern“. Man würde einen Mann nie fragen, warum er als Manager Vater wird. Alle reden von Diversity. Bei Müttern hört diese anscheinend auf. Ich bin Working-Mom, Mompreneur und stolz darauf.

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